KIKOS® – Kompass zur Integration komplexer Systeme

Erfolgreiche Interventionen im System

Wenn der therapeutische Prozess ins Stocken gerät, alle Möglichkeiten ausgeschöpft scheinen, der therapeutische Erfolg vielleicht Opfer des Systems wird, bedarf es womöglich einer Hilfestellung. KIKOS® (Kompass zur Integration von komplexen Systemen) verschafft in solchen Situationen neue Handlungsfähigkeit.

Das Einbeziehen sowohl des näheren als auch des erweiterten Umfelds bewirkt oft eine entscheidende Veränderung im therapeutischen Prozess. Im proaktiven Nutzen der Ressourcen, die im komplexen System selbst enthalten sind, kann Psychotherapie dazu beitragen, dass aus dem Umfeld ein Team wird, in dem sich alle in guter Zusammenarbeit eingebunden fühlen: Führungskraft und Mitarbeitende, Eltern und Kinder, Lehrende und Lernende, Betroffene und medizinisches Per-sonal. KIKOS® nutzt das gesamte Umfeld für die Intervention und hilft, nicht nur Kurs zu halten, sondern auch die Perspektive zu wechseln. Der Kompass gibt Überblick, Orientierung und Sicherheit, wenn es darum geht, immer wieder neu zu entscheiden, mit welcher Technik mit welchem Teil des Systems zu welchem Zeitpunkt gearbeitet werden soll.

Genutzte Elemente und Techniken

Eingesetzt werden verschiedene leicht erlernbare, in jeden psychotherapeutischen Ansatz integrierbare Techniken, die für den Einzelfall kombiniert werden, um eine optimal auf Betroffene und deren Umfeld zugeschnittene therapeutische Unterstützung anzubieten.

Wichtiger Bestandteil ist das Klopfen, ein prozess- und embodimentfokussiertes Vorgehen nach Michael Bohne (PEP®), mit dem in anstrengenden Situationen parafunktionale Emotionen heruntergefahren werden können. Mit Selbstakzeptanzübungen und Selbstbestärkung kann eine gesunde Basis für alle geschaffen werden, die in schwierigen Situationen an sich selbst zweifeln und nicht zuletzt deshalb die Verantwortung bei anderen suchen.

KIKOS® beinhaltet zudem lösungsorientierte und hypno-systemische Elemente, die helfen, innerhalb und zwischen den einzelnen Systeme Verständigung und Verständnis zu schaffen. Das Twin-Star-Modell (nach Ben Furman) bietet einen lösungsorientierten Ansatz, der vorwurfsfreie Kommunikation zwischen angespannten Parteien möglich. Auch Elemente der Impacttechniken werden nicht nur bei Betroffenen angewandt, um belastende Situationen zu entschärfen, sondern auch mit dem unmittelbaren (und bei Bedarf weiteren) Umfeld praktiziert.

Ein Beispiel für das effektive Zusammenspiel dieser Techniken:

Bei Kindern mit Schulschwierigkeiten kann die psycho-therapeutische und pädagogische Arbeit mit KIKOS® bedeuten, dass zunächst im System „Kind/Eltern/Schule“ überschäumende Emotionen mit PEP® reduziert werden und begleitend die Zusammenarbeit zwischen Lehrenden und Eltern lösungsfokussiert in Angriff genommen wird. In der Arbeit mit dem Kind steht Kompetenzzuwachs durch angemessene Herausforderungen im Mittelpunkt, erst später wird etwa mit Impacttechniken und Klopfen an der Impulssteuerung gearbeitet.

Claudia Reinicke, Dresden

Die Autorin leitet bei der Deutschen Psychologen Akademie ein Curriculum zu KIKOS® als Kompass für erfolgreiche Interventionsstrategien im System „Kind/Eltern/Schule“, das sowohl das Erlernen einzelner Techniken als auch die Anwendung im therapeutischen Setting zum Inhalt hat.

2019 erscheint von der Autorin im Carl Auer Verlag das Buch „Kompass zur Integration komplexer Systeme“. In ihrem Buch „Resilienz in schwerer Krankheit“ beschreibt sie unter anderem, wie Personen in einer komplexen Krisensituation vom gesamten System und verschiedenen Techniken zur Stärkung der psychischen Widerstandskraft profitieren können. Besondere Expertise hat die Autorin zudem im Umgang mit Personen mit ADHS, die am System verzweifeln, und mit dem System, das an ADHS verzweifelt.