Das Seminar richtet sich an Sachverständige, die in familien-, straf- und zivilrechtlichen Kontexten mit Formen kulturell legitimierter Gewalt konfrontiert sind. Es zeigt, wie diese Dynamiken in der Begutachtung erkannt und eingeordnet werden können.
Das Seminar vermittelt Ihnen ein vertieftes Verständnis darüber, wie überlieferte Normen, Ehrkonzepte und rigide Rollenbilder Gewalt nicht nur rechtfertigen, sondern auch in sozialen Strukturen stabilisieren. Die Auseinandersetzung erfolgt interdisziplinär, unter Einbeziehung von Erkenntnissen aus Kulturanthropologie, Soziologie, Sozialpsychologie und Kriminologie. Ziel ist es, Sie in Ihrer Rolle in der Gutachtenpraxis zu stärken, damit Sie kulturell geprägte Gewaltphänomene rechtssicher bewerten und einordnen können. Dieses Seminar bietet Ihnen die Möglichkeit, Ihre Expertise in der Begutachtung kulturell bedingter Gewaltphänomene auszubauen und Ihre Handlungssicherheit in gerichtlichen Kontexten zu erhöhen.
Männlichkeitsnormen und Ehrkonzepte als Risikofaktoren
Ehrkonzepte und Ehrgewalt in ihren unterschiedlichen Erscheinungsformen
Paralleljustiz und deren Bedeutung im forensischen Kontext
Konkrete Ausprägungen kulturell legitimierter Gewalt (z. B. Ehrenmorde, Femizide, häusliche Gewalt, Genitalverstümmelung, Waffengebrauch)
Folgen für Betroffene und forensisch relevante Dynamiken
Früherkennung von Risikomustern, Interventionsstrategien und Präventionsansätze
Sie erweitern Ihre diagnostische Kompetenz im Hinblick auf kulturell geprägte Gewaltphänomene, entwickeln ein vertieftes Verständnis für die psychosozialen Hintergründe von Tätern und Betroffenen, werden sicherer im Umgang mit komplexen kulturellen Deutungsmustern und deren Relevanz für forensische Fragestellungen.
Die Dozentin lehrt Soziologie und Politikwissenschaft an der Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung NRW. Ihre Schwerpunkte – Extremismus, Gewaltprävention und kulturelle (Identitäts-) Konflikte – bringt sie praxisnah in das Seminar ein und vermittelt Ihnen wertvolles Wissen für fundierte und sichere Einschätzungen.
Dieses Seminar ist mit 8 Unterrichtseinheiten für den Nachweis der kontinuierlichen Fortbildung als Fachpsychologe/in für Rechtspsychologie BDP/DGPs gemäß der Ordnung für Weiterbildung der Föderation Deutscher Psychologenvereinigungen beantragt.
Baier, D./Pfeiffer, Ch./Rabold, S./Simonson, J./Kappes, C. (2010). Kinder und Jugendliche in Deutschland: Gewalterfahrungen, Integration, Medienkonsum: Zweiter Bericht
zum gemeinsamen Forschungsprojekt des Bundesministeriums des Innern und des KFN. Online unter: hbps://kfn.de/wp-content/uploads/Forschungsberichte/FB_109.pdf.
Dienstbühl, D. (2023). Ehrgewalt und Paralleljustiz in Deutschland: Zwischen Generalverdacht und Verharmlosung. Frankfurt/M.: Verlag für Polizeiwissenschaften.
El-Mafaalani, A./ Toprak, A. (2017). Muslimische Kinder und Jugendliche in Deutschland. Konrad-Adenauer-Stiftung.
Enzmann, D. (2018). Die Verbreitung von körperlicher Elterngewalt und Misshandlung im in- ternationalen Vergleich: Ergebnisse der dritten International Self-Report Delinquency (ISRD-3) Studie, in: Rpsych, 4: 4, S. 456-476.
Enzmann, D./Brepeld, K./ Wetzels, P. (2004). Männlichkeitsnormen und die Kultur der Ehre: Empirische Prüfung eines theoretischen Modells zur Erklärung erhöhter Delinquenzraten ju- gendlicher Migranten. In: Oberwittler, D. / Karstedt, S. (Hrsg.). Soziologie der Kriminalität, Wiesbaden: Springer Verlag für Sozialwissenschaften, S. 264-287.
Usclucan, H.-H. (2008). Religiöse Werteerziehung in islamischen Familien. Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.
PsychologInnen; Kinder- und JugendpsychotherapeutInnen; Psychologische PsychotherapeutInnen; ÄrztInnen (Neurologie und Psychiatrie); Weitere (Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie)