19.10.2018 bis 20.10.2018
Föderative Weiterbildung Rechtspsychologie
Schwerpunkt B3 /B1/ B2
Vertiefung: Rechtspsychologische Diagnostik im Straf- und Maßregelvollzug
Dozent(en):
Prof. Dr. Niels Habermann (mehr zum Dozenten...)
Die psychologische Tätigkeit im Straf- und Maßregelvollzug beruht maßgeblich auf psychologischer Diagnostik. Dabei geht es um viel mehr als um das Stellen valider Diagnosen gemäß ICD-10 oder DSM-IV-TR. Insbesondere müssen im Rahmen einer Vollzugs- bzw. Behandlungsplanung Hypothesen zur Erklärung von deliktrelevanten Problemen bzw. Verhaltensweisen oder Sachverhalten erstellt werden, und zwar möglichst unabhängig von einer bestimmten therapeutischen "Schule". Zur Prüfung dieser Hypothesen empfiehlt sich der Einsatz handelsüblicher psychodiagnostischer Verfahren, z. B. zur Messung des kognitives Niveaus bzw. möglicher Beeinträchtigungen, Impulsivität und Aggressivität, emotionaler und sozialer Kompetenzen, psychosexueller Merkmale und Beziehungsfähigkeit. Allerdings sind die meisten gebräuchlichen Testverfahren nicht für (psychisch kranke) Straftäter konzipiert, normiert und validiert, sodass ihre Nützlichkeit unter den Bedingungen des Gewahrsams grundsätzlich in Frage steht. Aus praktischer Sicht können sie dennoch sehr nützlich sein, wenn der Anwender die Besonderheiten der Person und Situation hinreichend beachtet (z. B. taktisches oder sozial erwünschtes Antwortverhalten, Simulations- oder Dissimulationstendenzen). Dazu sollte der intramural tätige Rechtspsychologe ein Instrumentarium beherrschen, mit dem er trotz der "ungünstigen" Voraussetzungen für die Datenerhebung in relativ kurzer Zeit möglichst valide, für die weitere Planung relevante Informationen erhält.
Qualifikationsziel dieses Seminars ist somit der Erwerb von fachlicher, methodischer und praktischer Kompetenz für Auswahl und Einsatz psychodiagnostischer Verfahren (Tests, Verhaltensbeobachtung, Interview) sowie die Kommunikation der Befunde (Verschriftlichung und mündliche Darstellung) im Rahmen der rechtspsychologischen Tätigkeit im Straf- und Maßregelvollzug.
Im ersten Teil werden wichtige theoretische Grundlagen der psychodiagnostischen Tätigkeit generell vermittelt, z. B. welche Fehlerquellen bei der Diagnostik häufig sind, wie sich Testverfahren anhand der psychometrischen Gütekriterien auf ihre Zweckmäßigkeit hin beurteilen lassen, wie sich diagnostische Verfahren (Fragebogen, Beobachtung, Exploration) nach wissenschaftlichen Kriterien auswählen und lege artis anwenden lassen, oder welche Qualitätsstandards und rechtlichen Aspekte für die diagnostische Tätigkeit maßgebend sind.
Im zweiten Teil geht es im Schwerpunkt um Intelligenz-, Leistungs- und Kompetenzdiagnostik sowie um die Diagnostik von Persönlichkeitsmerkmalen und -abweichungen. Es werden "State of the Art"-Verfahren für typische Fragestellungen bei Straftätern vorgestellt und an Fällen aus der Praxis eingeübt. Es wird aufgezeigt, wie psychodiagnostische Verfahren eingesetzt werden können, um Hypothesen hinsichtlich der Diagnosen aus den Klassifikationssystemen (ICD-10, DSM-IV-TR) zu validieren.
Der dritte Teil dient im Schwerpunkt der praktischen Vorbereitung und Durchführung der Untersuchungssituation sowie der Erstellung eines forensisch-psychologischen Befundmusters aufgrund der Untersuchungsergebnisse. Befunderhebung sowie Kommunikation der Ergebnisse (schriftlich und mündlich) werden mit konkreten Beispielen aus dem Straf- und Maßregelvollzug eingeübt.
Die Vermittlung der rechtspsychodiagnostischen Handlungskompetenz geschieht im Wesentlichen durch aktivierende Lern- und Lehrmethoden, wie Fallarbeit, Kleingruppenarbeit und problemorientiertes Lernen. Ein unter dem Aspekt des Erfahrens wesentliches Element stellen zudem Rollenspiele dar, wobei der Dozent z. B. in die Rolle des von TeilnehmernInnen zu explorierenden Straftäters schlüpft, die TeilnehmerInnen eine Verhaltensbeobachtung, Exploration und Testung durchführen und anschließend einen Befund erstellen.
Dieses Seminar ist geeignet für:
PsychologInnen (Diplom oder Bachelor und Master in Psychologie), Psychologische PsychotherapeutInnen, Studierende der Psychologie, die kurz vor dem Abschluss stehen (Diplom, Master) und über entsprechende Vorerfahrung verfügen
Literaturempfehlungen:
Boerner, K. (2010): Das psychologische Gutachten. Weinheim: Beltz.
Proyer, R. T. & Ortner, T. M. (2010): Praxis der Psychologischen Gutachtenerstellung. Bern: Huber.
Rauchfleisch, U. (2008): Testpsychologie: Eine Einführung in die Psychodiagnostik. Stuttgart: UTB.
Volbert, R. & Dahle, K.-P. (2010): Forensisch-psychologische Diagnostik im Strafverfahren. Göttingen: Hogrefe.
Westhoff, K. & Kluck, M.-L. (2008): Psychologische Gutachten schreiben und beurteilen. Berlin: Springer.
Zuschlag, B. (2006): Richtlinien für die Erstellung psychologischer Gutachten. Berlin: Deutscher Psychologen Verlag.
Hinweise:
Inhalte zu Schwerpunkt B3 stehen im Hauptfokus des Seminars.
Abschluss:
Nach Abschluss dieser Veranstaltung erhalten Sie eine Teilnahmebescheinigung.
Akkreditierung:
Die Akkreditierung bei der Psychotherapeutenkammer wird bei Bedarf beantragt. In der Regel entspricht die Anzahl der Fortbildungseinheiten der Anzahl der Unterrichtseinheiten.
Ihre Ansprechpartnerin:
Christiane Jähnig
Email: c.jaehnig@psychologenakademie.de
Telefon: 030 / 20 91 66 313
Telefax: 030 / 20 91 66 316
Termin(e):
19.-20.10.2018
Zeiten (voraussichtlich):
Fr-Sa: 09:00-17:00
Unterrichtsdauer: 16
Ort: Heidelberg
Preis: | 370,00 EUR |
BDP-Mitglied: | 340,00 EUR |
Ermäßigungen: |
Studierende im BDP: | 272,00 EUR |
Studierende: | 296,00 EUR |
Arbeitssuchende: | 296,00 EUR |
(Bei einer Buchung bis zum 24.08.2018 erhalten Sie einen Frühbucherrabatt von 20 €) |
Seminar
max. Teilnehmerzahl: 20
Buchungscode: 2018-R-BW-104
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